29.09.22_7.Jahrestag!!!

Und das ist kein Grund zum Feiern! Oder etwa doch?!

Heute genau vor sieben Jahren begann unser Albtraum mit dem Satz: „Da ist ein Knoten in ihrer Brust, der sehr auffällig aussieht!“

Die Diagnose – Brustkrebs!

Ich durchlief alle Therapien die man mir anbot, lies alle Operationen geduldig über mich ergehen und war im Oktober 2020 offiziell „gesund“.

Im Januar 2021 war damit leider schon wieder Schluß, mir wurde die Diagnose „metastasierter Brustkrebs“ gestellt. Meine Welt stürzte in sich zusammen, alles scheinbar wichtige wurde unwichtig. Wir hatten furchtbare Angst vor dem was kommt. Mein Todesurteil wurde ausgesprochen!

Seitdem bin ich eine Palliativpatientin. Also chronisch krank.

Was mussten wir als Familie in diesen Jahren alles durchmachen! Meine Tochter erlebte mich mit Glatze, sie besuchte mich im Krankenhaus und in der Reha. Zarte fünf Jahre war sie bei meiner Erstdiagnose jung. Sie machte das alles super. Macht sie immer noch. Denn Mama wird ja wieder gesund. Wie beim ersten Mal Krebs…😔

Mein Mann ist immer für mich da. Unterstützt mich, wo er kann. Manchmal leidet er fast mehr als ich. Nach unserem ersten Jahr Beziehung bekam ich meine Erstdiagnose, ich macht ihm unmissverständlich klar, dass ich es verstehen würde, wenn er geht. Er blieb. Er hatte sich entschieden. Inzwischen sind wir sogar verheiratet ❤️

Ich werde mich nie bei dieser Krankheit bedanken oder sie auch nur irgendwie gut heißen. Nie. Diese Krankheit zerstört. Sie zerstört alles was ihr in den Weg kommt. Das fängt bei körperlichen Leiden an und hört bei der Psyche auf. Ich habe mich in diesen Jahren verändert. Körperlich bin ich lange nicht mehr so fit wie damals. Meine Belastbarkeit hat ihre Grenzen enger gezogen. Ich bin mir meiner Endlichkeit bewusster geworden. Habe mich von Dingen und Menschen gelöst, die mir nicht gut tun. Oberflächliches Verhalten macht mich inzwischen eher wütend, und doch versuche ich, gechillt zu sein, und lapidare Problemchen nicht an mich heran zu lassen. Es gibt einfach wichtigeres. Für mich zumindest.

Ich wurde ein besserer Mensch in diesen Jahren. Aber vielleicht wäre ich dies auch ohne diesen

sch… Albtraum geworden.

Sieben Jahre Krebs!

Ich bin froh über jeden Tag, jeden Monat den ich erleben darf. Wir vertrauen auf meine Therapien, auf die Forschung, auf meine mentale Stärke, und die Ernährung. Dann darf ich hoffentlich noch viele weitere Jahre mit meinen Lieblingsmenschen erleben!

Ist das nun ein Grund zum Anstoßen? Mir ist nicht danach. Ich bin sehr dankbar, dass ich sieben Jahre weiterleben durfte. Aber feiern?! Vielleicht nächstes Jahr 😉

Aufgeben ist keine Option!

Bleibt zuversichtlich und mutig 🍀 vertraut auf Eure innere Stärke und genießt was ihr habt! ☀️

September 2022

Oktober 2015, Krankenhaus Bruchsal, Port wurde eingesetzt

12.09.22_a journey of a thousand…

…miles, begins with a step.

Ein Spruch, der auf so vieles passt. Egal was man anpackt, es ist entscheidend, dass man damit beginnt.

Sich nur etwas vornehmen reicht leider nicht aus. Dieser erste Schritt ist nicht immer einfach, umso stolzer kann man dann auf sich sein, wenn man etwas geschafft oder geschaffen hat.

“Machen ist wie wollen, nur krasser!“

Für manche ist dieser erste Schritt in eine Therapie sehr schwierig. Unsicherheit und Angst stehen den Patienten im Weg. Die Angst davor, dass die Therapie nicht anschlägt, dass Nebenwirkungen auftauchen, dass, dass, dass. Es gibt vieles vor dem man Angst haben kann, weiter jedoch, bringt sie einen nicht. Sich zu überwinden kostet Kraft, aber man wird sonst nie erfahren, ob diese Therapie vielleicht doch die Richtige gewesen wäre.

Ich bin eher die Patientin, die alles macht und schnell entscheidet und später denkt, ob die Operation vielleicht doch zu unüberlegt war. Jetzt nicht auf meine Krebserkrankung bezogen, eher auf so manche Knie OP und sonstigen Eingriffe, die ich schon über mich ergehen lies. Ein Mittelweg wäre super. Ein bisschen Angst gepaart mit Vernunft und reichlicher Überlegung.

In Bezug auf meine Krebserkrankung habe ich bis jetzt nur eine OP bereut. Ich kann jeder Patientin nur raten, Silikonkissen von Schönheitschirurgen einsetzen zu lassen. Ich habe meine rechte Brust von meinem Professor im Brustzentrum machen lassen, und die linke Brust von einem Schönheitschirurgen. Ratet welche schöner wurde…🫣😅

Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich damals (2016) andere Sorgen hatte, und ich nur noch fertig werden wollte. Nach so vielen Operationen reicht es irgendwann. Insofern werfe ich mir nichts vor. Es war halt so. Ich halte sowieso nichts von den ganzen Schönheitsoperationen die sich Menschen machen lassen, die gesund sind. Jetzt könnte man sagen, wenn die „krumme“ Nase die Psyche so belastet hat, dann muss dem abgeholfen werden. Dann kommen noch die zu kleinen Brüste, die dünnen Lippen und natürlich noch der „dicke“ Bauch. Warum setzt man seine Gesundheit so aufs Spiel? Sollte man nicht erstmal an dem anscheinend mangelnden Selbstbewusstsein arbeiten? Anstatt einen scheinbar gesunden Körper einer Operation aussetzen, die den Körper Kraft kostet und vielleicht auch schief geht. Für mich, als Mensch, der so viele Operationen unfreiwillig durchleiden musste, unverständlich.

Ich kenne Patienten, denen leider schlechte Befunde mitgeteilt werden. Die nicht wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Todesangst gepaart mit Unsicherheit ist ihr ständiger Begleiter. Schlägt die nächste Therapie an? Kommen weitere Metastasen dazu? Wie schnell wachsen die Metastasen? Wie lange darf ich noch leben?!

Wie baut man solche Menschen auf? Ich komme tatsächlich an meinen Grenzen. Weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß, wie es ist, Angst um das eigene Leben zu haben. Und doch weiß ich nicht, welches die richtigen Worte sind. Alles hört sich wie Phrasen an. Was will man hören wenn es im Kopf nur noch rauscht und man keine Zukunft sieht?!

Und dann sehe ich wieder diejenigen, die jammern weil ihre Schönheitsoperation nicht so verlief, wie sie dachten. Was ein Kontrast! Ich möchte am liebsten laut schreien und ihnen sagen, dass sie froh sein sollen, sich nur über eine krumme Nase aufregen zu dürfen. Dass sie diesem Schönheitswahn nicht so viel Beachtung schenken sollen, anstatt ihrer Protein Shakes auch genießen sollen und sich nicht täglich auf die Waage stellen und wiegen. Dass ihre Sportsucht nicht gut für ihre Gesundheit ist und es nicht schlimm ist, wenn sie Kleidergröße 38 haben. Aber das ist alles subjektiv und für jeden ist sein Problem schlimm. Manchmal würde bestimmt ein Psychologe helfen, aber diejenigen müssen das selbst erkennen. Und das ist das Schwierige daran.

Ich schaffe es nicht, für diese Art der Probleme Mitgefühl zu haben. Ich bin zu sehr beschäftigt, mir selbst immer wieder Kraft zu geben und manch andere Aufzubauen und Mut zu machen.

Aber nun zu etwas erfreulichem….

Ich mache auch etwas für meine Psyche. Nein, ich gehe nicht zum Psychoonkologen.

Wir bauen einen Transporter zum Camper um. Ein mega großes Projekt, das uns seit Wochen, sogar Monaten beschäftigt. Wir haben uns einen Opel Movano gekauft und haben bereits begonnen Fenster einzusetzen und die Beschädigungen im Innenraum mit Rostschutz zu überziehen. Im Sommerurlaub planten wir, wie der Innenraum gestaltet sein soll. Ich habe Pläne gezeichnet, wir gingen unterschiedliche Varianten durch, und einigten uns schließlich auf eine.

Am Samstag wollten wir uns eigentlich nur einen Kühlschrank im Media Markt anschauen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel 80l sind. Letztendlich waren wir drei Stunden noch im Bauhaus und haben bereits die Arbeitsplatte, die Tischplatte, die Deckenverkleidung und den Boden gekauft 😅 Uns gefiel eine Arbeitsplatte so gut, die musste es unbedingt sein. Nur leider ist diese Optik so schwer mit anderen kombinierbar. Als wir endlich eine Möglichkeit hatten, dass Fußboden mit Arbeitsplatte (und Tisch ist die gleiche Optik) und Deckenverkleidung passten, stellten wir fest, dass das Muster der Decke, ganz anders aussah, als die Originale im Karton. So erging es uns zweimal. Wir zweifelten schon an unserer Wahl der Arbeitsplatte, aber ich wurde bockig. Etwas muss einfach passen. Nach drei Stunden waren wir beide zufrieden. Ich hatte Kopfschmerzen und war fix-und fertig.

Als Deckenverkleidung nehmen wir Akustikpaneele. Die Raumakustik und das Raumklima wird durch diese Art der Gestaltung verbessert. Als nächstes haben wir Lemmy, unseren Van, gedämmt.

Ja, so ein Ausbau kann durchaus einen Psychoonkologen ersetzen. Man hat gar keine Zeit über das eigene Elend nachzudenken. Und man erschafft etwas Neues, Freude bringendes.

Außerdem haben wir seit 14 Tagen Nachwuchs. Jamie, eine Baby Katze ist bei uns eingezogen. Ich weiß, wir haben bereits zwei große Hund und eine Katze…was soll’s 😂 er ist süß, ich war bei der Geburt dabei, und ich kann doch zu so etwas süßem nicht „Nein“ sagen 🙈 Gerade findet die Eingewöhnung statt. Gar nicht so einfach mit zwei wilden Hunden und einer Katze, die jetzt schon weiß, dass sie sowieso sieben Leben hat! Sie teilt mächtig aus und die ein oder andere Ohrfeige kam auch schon bei den Hunden an…

Bei mir ist alles beim Alten. Meine Neutrophilen waren wieder zu niedrig (0,7) und ich sitze nun, eine Woche später, wieder im NCT und warte auf meine Blutergebnisse. Wie immer war die letzte Nacht kurz, ich werde mich wohl nie an die Besuche im Krankenhaus gewöhnen. Heute ist hier eine angenehme Stimmung. Ich sitze wie immer im zweiten Stock, trinke meinen Kaffee und kann in jedes Stockwerk schauen, da alles offen gestaltet wurde. Es ist ruhig, wenig los und irgendwie beruhigend. Irgendwie friedlich. Wenn jetzt noch mein Wert stimmt und ich meine Medikamente bekomme, dann ist der Wochenstart mehr als super.

…………………………

Das Arztgespräch ist vorbei, mein Wert von überragenden 1,98 haut mich fast vom Stuhl, und ich bin mit meinen Medis in der Tasche nun wieder gut zu Hause angekommen.

Ich wünsche Euch (und mir😉) eine unaufgeregte Woche mit lauter kleinen Problemchen 🍀

wagt den ersten Schritt, vielleicht folgen noch viele weitere 💪🏼❤️

Eure Nadja